In der letzten Woche war ich eingeladen zur Eröffnung des neuen Audi Charging Hubs in Bremen. Nach Nürnberg, Zürich, Frankfurt und Tokyo gab es nun endlich auch einmal eine Location in Norddeutschland. Und mit meinem aktuellen Testwagen – einem VW ID.Buzz in der Langversion stand ohnehin noch eine Autobahnfahrt an. Also los.
Modular und komfortabel – das Konzept des Audi Charging Hubs
Mit dem Charging Hub möchte Audi seinen Kunden ein zusätzliches, hochwertiges Ladeangebot bieten. Zwar steht der Ladepark allen Elektroautofahrern offen, aber Audi-Kunden profitieren hier von einem kleinen, exklusiven Vorteil – doch dazu später mehr. Der Audi Charging Hub unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht so deutlich von anderen Ladeparks, dass ich mir das Konzept unbedingt näher ansehen musste.
Das Herzstück des Charging Hubs bilden sogenannte PowerCubes, die aus jeweils einem 320-kW-HPC-Charger und einem Batteriespeicher bestehen. Die Batteriepacks stammen aus ausgedienten Entwicklungsfahrzeugen und finden hier eine sinnvolle Weiterverwendung. Ein einzelner PowerCube kann zwei Fahrzeuge gleichzeitig laden. Für einen Hub mit vier Ladeplätzen werden also zwei PowerCubes benötigt. Zum Betrieb reicht ein einfacher Netzanschluss, über den sich die PowerCubes netzdienlich aufladen können. Trotz der hohen Ladeleistung ist kein zusätzlicher Trafo erforderlich – der Strom wird direkt aus den Batteriepacks geliefert – auch für mehrere Ladevorgänge hintereinander.
Durch dieses modulare System lässt sich ein Charging Hub schnell und unkompliziert aufbauen: PowerCubes aufstellen, anschließen, ein Dach darüber – und der Betrieb kann starten. Und natürlich ist das Dach mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, die den Eigenverbrauch des Ladeparks bilanziell abdeckt.
Endlich macht es mal einer: Ladepunkt reservieren
Im Carsharing-Bereich ist es längst etabliert: Man lässt sich ein verfügbares Fahrzeug in der Nähe anzeigen, drückt in der App auf „Reservieren“ und kann sicher sein, dass es bereitsteht, wenn man ankommt. Bei Ladestationen hingegen sieht das oft anders aus.
Viele Elektroautofahrer kennen das Problem: In der Navigation wird Dir die Ladestation als frei angezeigt und die Route führt Dich direkt dorthin. Doch angekommen stellst Du fest, dass die Säule inzwischen belegt ist.
Audi möchte dieses Problem lösen und bietet seinen Fahrern über die App eine Reservierungsfunktion an. Bis zu 15 Minuten im Voraus kann ein Slot am Audi Charging Hub gebucht werden. Ein kleiner Bügel klappt dann auf dem Ladeplatz hoch und verhindert, dass er in der Zwischenzeit von einem anderen Fahrzeug belegt wird.
Diese Funktion finde ich äußerst interessant, und es wird spannend zu sehen sein, wie sie bei den Nutzern ankommt. Auch wenn der Charging Hub für Fahrer anderer Marken zugänglich ist – die Reservierungsfunktion bleibt Audi-Kunden exklusiv vorbehalten.
City-nah und barrierefrei
Ein Thema, das in der E-Auto-Szene selten zur Sprache kommt, ist die Barrierefreiheit. Hier möchte Audi eine Vorreiterrolle übernehmen und hat den Charging Hub vollständig barrierefrei gestaltet. Das beginnt mit der Größe der überdachten Ladeplätze, die so dimensioniert sind, dass man bequem mit einem Rollstuhl um das Auto manövrieren kann. Das Ladekabel ist besonders leicht und an einem patentierten Schwenkarm angebracht, sodass der Ladeanschluss unabhängig von seiner Position am Fahrzeug problemlos erreicht werden kann – egal, wie das Auto eingeparkt ist. Auch das Display zum Starten des Ladevorgangs lässt sich per Knopfdruck auf Bauchnabelhöhe absenken und ist so für alle Nutzer gut zugänglich.
Audi hat zudem bei der Standortwahl besonderen Wert auf eine citynahe Lage und eine gute Infrastruktur gelegt. Der Standort in Bremen befindet sich beispielsweise direkt vor dem Eingang des Waterfront Einkaufszentrums, das von Cafés wie Starbucks bis hin zu WC-Anlagen alles bietet, um die Ladezeit angenehm zu gestalten.
Lernen aus der Praxis
Doch warum baut Audi diese Hubs auf, obwohl das Unternehmen bereits über das IONITY-Konsortium am Ausbau des Ladenetzes beteiligt ist? Die Antwort ist logisch und überraschend zugleich. Jede zusätzliche Ladestation ist ein Schritt in eine Zukunft, in der Elektromobilität für alle zugänglicher wird. Audi möchte hier mehr als nur Strom bieten – es geht darum, eine Verbindung zu schaffen, eine Anlaufstelle, an der sich Fahrer und Marke begegnen können, unabhängig davon, ob sie Audi fahren oder eine andere Marke.
Außerdem ist so ein Ladepark eine Quelle wertvoller Erfahrungen und Daten. Was hier gelernt wird, fließt direkt in die Entwicklung der nächsten Generation von Fahrzeugen ein und bringt Audi noch näher an die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen heran. Mit dem modularen Konzept ohne aufwändige Trafo-Installation entstehen diese Hubs nicht nur schnell, sondern mit einer Vision: für die Kunden von heute und die Mobilität von morgen.
Und übrigens – Audi ist auf der Suche nach weiteren Standorten für Charging Hubs. Nähe zu einer Großstadt, ein Umfeld mit Gastronomie / Shopping / Kultur und ein Flächenbedarf von mindestens 150 m². Irgendwelche Vorschläge?