Ein 4,50 m Elektro-SUV, ordentlich ausgestattet, viel Platz, moderne Technik – und das Ganze für rund 30.000 bis 34.000 Euro neu? Genau das verspricht der Leapmotor B10 aus China. Klingt erstmal „zu gut, um wahr zu sein“. Also: anschauen, anfassen, reinsetzen, fahren.
Nach dem Test mit dem Leapmotor T03 bei mir in Seevetal war ich nun in der Klassikstadt Frankfurt – zwischen Bugatti, McLaren und viel Automobil-Geschichte – und habe mir den Leapmotor B10 für einen ersten Test geschnappt.
Design & Auftritt: Kompakt, aber nicht billig
Der Leapmotor B10 ist ein kompaktes Elektro-SUV mit 4,50 m Länge – also perfekt in der Golf-/Tiguan-Klasse unterwegs. Das Design ist alles andere als „Billigheimer“:
- klare, moderne Front mit Lichtsignatur, die ein bisschen an Smart #1 erinnert
- Voll-LED-Beleuchtung vorne und hinten
- bündige, ausklappbare Türgriffe
- 18-Zoll-Felgen
- Glasdach je nach Ausstattung
Das Testauto in einem leicht fliederfarbenen Ton („Purple“) fällt auf – aber nicht negativ. Eher: „Was ist das denn? Sieht ja gut aus.“
Leapmotor ist eine noch junge chinesische Marke (knapp 10 Jahre), arbeitet aber in Europa eng mit Stellantis zusammen. Und das merkt man: Das Fahrwerk wird für unseren Markt angepasst, damit das Auto bei europäischen Geschwindigkeiten und Straßenverhältnissen souverän unterwegs ist.
Innenraum: Viel Platz, viel Ausstattung
Richtig spannend wird es im Innenraum. Für ein Fahrzeug dieser Länge ist das Platzangebot echt beeindruckend.
Hinten:
- sehr viel Beinfreiheit (eine Faust hinter dem auf 1,80 m eingestellten Fahrersitz)
- Oberschenkel werden gut unterstützt, Füße passen unter den Vordersitz
- Kopffreiheit trotz Glasdach mehr als ausreichend
- zwei USB-Anschlüsse (A und C), Ablagefächer, helle, freundliche Anmutung
Kofferraum:
- ca. 410 Liter Volumen
- doppelter Ladeboden, Platz für Ladekabel, Warndreieck etc.
- umklappbare Rückbank (geteilt), ebene Fläche einstellbar
- elektrische Heckklappe – der Taster ist etwas versteckt, aber vorhanden
Vorne geht es genauso ordentlich weiter:
- wertige Materialien, viel soft-touch, nichts wirkt nach „Plastikwüste“
- großes Glasdach mit Jalousie
- 14,6-Zoll-Zentraldisplay
- 8,8-Zoll-Instrumentendisplay hinter dem Lenkrad
- zwei Wireless-Ladeschalen fürs Smartphone
- tiefes Staufach in der Mittelkonsole, Cupholder, USB-Ports
Optisch erinnert das Cockpit tatsächlich ein bisschen an Nio – im positivsten Sinne.
Technik & Bedienung: Überraschend erwachsen
Beim Infotainment spielt der Leapmotor B10 vorne mit:
- großes, klar strukturiertes Zentraldisplay
- 360°-Kamera inklusive „Röntgenblick“ unter das Auto – perfekt zum Einparken
- extra Felgenansicht, um Bordsteinschäden zu vermeiden
- Fahrzeuginfo, Verbrauchsanzeige, Reifendruck & -temperatur im Menü
- Over-the-Air-Updates, Apple CarPlay / Android Auto sollen per Update kommen
- App-Anbindung und NFC-Schlüsselkarte – Karte einfach in die Ladeschale legen und losfahren
Die Bedienelemente am Lenkrad sind etwas filigran beschriftet, aber nach kurzer Eingewöhnung gut nutzbar.
Ein witziges Detail: Der Instrumentenblock bewegt sich mit dem Lenkrad mit – ähnlich wie früher beim Porsche 928. Praktisch, weil die Anzeigen so immer im Blick bleiben, egal wie das Lenkrad eingestellt ist.
Fahren: Heckantrieb, Komfort und ein bisschen Feinschliff
Auf der kurzen Testfahrt rund um die Klassikstadt Frankfurt macht der Leapmotor B10 einen sehr erwachsenen Eindruck:
- Heckantrieb – in dieser Klasse eher die Ausnahme
- komfortables Fahrwerk, nichts klappert oder poltert
- leises Abrollen, gute Dämmung
- Lenkung leichtgängig, aber präzise genug für den Alltag
Über das Menü lassen sich Fahrmodi und Parameter anpassen:
- Fahrmodi: Komfort / Standard / Sport
- Rekuperation: schwach / mittel / stark
- Lenkung: Komfort / Standard / Sport
Im Sportmodus hängt der B10 deutlich spontaner am „Gas“, der kleine Gedenkmoment beim Beschleunigen verschwindet – ohne dass sich die reinen Fahrleistungen ändern. Zahlen zu 0–100 km/h und WLTP-Reichweite waren im Rahmen des Events weniger im Fokus, klar ist aber:
- kleiner Akku: 56 kWh, Einstieg ab 29.900 €
- großer Akku: 67 kWh, WLTP > 400 km, Preis ca. 33.900 €
In der Praxis kannst du je nach Fahrweise mit 300+ km Alltagreichweite rechnen.
Service & Vertrauen: China-Auto, aber nicht „ohne Netz“
Ein wichtiger Punkt: Leapmotor arbeitet in Europa mit Stellantis zusammen.
Damit existieren heute schon rund 120 Vertrags- und Servicestellen in Deutschland als Ansprechpartner für den B10 und den T03. Das Ziel ist eine Erreichbarkeit von maximal 30 Minuten Fahrt bis zum nächsten Leapmotor Händler und Service-Partner.
Leapmotor existiert schon seit 10 Jahren und mit Stellantis im Rücken wird das Ganze deutlich seriöser.
Fazit: Preis-Leistungs-Schock – im positiven Sinne
Der Leapmotor B10 ist kein experimenteller Exot, sondern ein erstaunlich ausgereiftes, sehr gut ausgestattetes Elektro-SUV zum Preis, bei dem viele etablierte Hersteller gerade erst mit dem Basismodell anfangen.
Was du bekommst:
- kompaktes SUV mit viel Platz für Familie, Hund & Gepäck
- gutes Fahrwerk, angenehmer Komfort, Heckantrieb
- Glasdach, LED-Licht, 360°-Kamera, große Displays, OTA-Updates
- NFC-Schlüssel, App-Anbindung, hoher Serienumfang
- Preise ab 29.900 € (kleiner Akku) bzw. 33.900 € (großer Akku, Topversion)
Natürlich bleiben Fragen:
Wie schlägt sich der B10 auf Langstrecke? Wie stabil ist der Verbrauch im Alltag? Wie fühlt sich das Auto nach mehreren tausend Kilometern an?
Für einen ersten Eindruck gilt aber:
Preis-Leistung beim Leapmotor B10 ist aktuell schwer zu schlagen.