Wer Platz für 7 in einem Auto sucht und dann noch elektrisch unterwegs sein will, für den gibt es nicht viel Auswahl. Neben dem Tesla Model X und dem Kia EV9 bzw. dessen Konzernbruder IONIQ 9 wird es dann auch schon dünn auf dem Markt. Da möchte Volvo mit dem neuen EX90 Abhilfe schaffen. Der ist nicht nur vollelektrisch und bietet ein Sicherheitspaket auf höchstem Niveau.
Er kommt auch optisch wie aus einem Guss daher mit einem schlanken Interieur, edlen Materialien und dem reduzierten Lifestyle, für den skandinavische Produkte so bekannt sind.
Sieben Sitze. Null Zwerge.
Und das Beste daran: Es gibt Platz ohne Ende. Wer im EX90 unterwegs ist, kann auch gross-gewachsene Personen mitnehmen. Der Sitzkomfort vorne und in Reihe 2 ist ohne Tadel. In der Reihe 3 ist er durchaus angenehm, wenn man den Einstieg geschafft hat. Das ganze ist aber eher etwas für kurze bis mittlere Strecken. Für die grosse Urlaubsreise erübrigt sich die Diskussion um Reihe 3, da hier nur noch 310 Liter Kofferraum übrig bleiben. Zu wenig für das Gepäck der 7.
Bei umgeklappter 3. Reihe ist der Volvo EX90 aber ein fantastisches Langstreckenfahrzeug mit reichlich Platz für 5 (oder 4 – je nach Bestuhlung) plus Gepäck. Mit einem Akku von 104 kWh bzw. 111 kWh, einer Reichweite von 600 km WLTP und einem Ladepeak von 235 kW bzw. 250 kW macht das Reisen auch richtig Freude.
Volvo EX90 – Das schwedische Luxus-Monster im Praxistest!
Sicherheit? Serienmäßig!
Mit der Marke Volvo verbinde ich seit je her das Thema Sicherheit. Und das geht wohl auch den meisten Volvo Kunden so. Für den EX90 haben die Schweden noch einen draufgelegt und die neueste Hardware verbaut. 2 NVIDIA Chips herrschen über die Vielzahl von Assistenzsystemen. Eines davon erkennt sogar, wenn z.B. der Hund oder ein Kind beim Parken im Auto gelassen wird.
Auffälliger ist aber das Lidar System an der Dachkante über der Windschutzscheibe. Die Optik erinnert stark an die Fahrzeuge von NIO. Die hohe Einbauposition ist aber logisch – der Mensch hat seine Augen ja auch im Kopf und nicht im Knie. Das LIDAR System soll ab Sommer 2025 per OTA Update “scharf” geschaltet werden.
Volvo EX90 Single, Twin oder Performance?
Volvo bietet den EX90 in 3 Motorisierungen an:
- Single Motor mit Heckantrieb, 101 kWh Akku, 279 PS (205 kW)
- Twin Motor AWD, Allrad, 111 kWh Akku, 408 PS (300 kW)
- Performance, Allrad, 111 kWh Akku, 517 PS (380 kW)
Wir hatten im Test die Performance Version. Nach der Testfahrt wäre mein Favorit wahrscheinlich eher die Twin AWD Version. Zum einen ist die zusätzliche Leistung des Performance zwar ganz verführerisch, passt aber eigentlich nicht zur der Gelassenheit, die das Auto ausstrahlt, wenn man hinter dem Lenkrad Platz nimmt. Auch muss die Leistung über einen speziellen Fahrmodus extra freigeschaltet werden – mit deutlich sichtbaren Folgen für die Reichweite!
Die Single Motor Version will in meinen Gedanken auch nicht so recht zu einem 5 Meter SUV mit 7 Sitzen passen. Ausserdem sind für den Hecktriebler verschiedene Ausstattungsoptionen und Farben nicht erhältlich. Das hat Volvo wohl schon ganz geschickt gemacht.
Bleiben wir dann also beim TWIN AWD mit Allrad Antrieb. Hier gibt es mehr Auswahl im Konfigurator, mehr Fahrsicherheit und eine ordentliche Anhängelast von 2,2 Tonnen (nur 1,2 t beim Hecktriebler). Was die Endgeschwindigkeit angeht, macht die Version keinen Unterschied. Volvo hat sich hier auf 180 km/h limitiert – für alle Antriebsarten.
Klein kann jeder – gross wollen alle.
Nach einer Tour durch Hamburg stellt sich dann die Frage, wer so viel Auto braucht. Immerhin reden wir hier über ein 5m SUV mit bis zu 2,8 Tonnen Leergewicht. Natürlich ist das hier nicht ein Auto für jedermann. Das limitiert schon der Preis. Unser Testwagen lag bei 107.400 Euro.
Und doch gibt es die Kundschaft, die diese Kombination aus Platz, Fahrleistung, Sicherheitsgefühl und Status sucht. In den 1970iger Jahren gab es eine Porsche Werbung mit dem Spruch: “Keiner braucht ihn – jeder möcht´ ihn”.
So ähnlich ist es wohl aktuell mit den grossen SUV. Alle beschweren sich darüber, aber am Ende möchten viele Kunden wohl auch mit dem Objekt in der Garageneinfahrt signalisieren, dass man im Game mitspielen kann.