Elektroauto laden ist kompliziert und wenn du nicht aufpasst dann zahlst du schnell mal einen Euro pro Kilowattstunde oder mehr. So oder ähnlich hört man das von vielen, die sich für ein E-Auto interessieren. Die vielen Ladekarten und das dazugehörige Tarif-Wirrwar gelten als einer der Gründe, warum es dann doch wieder ein Verbrenner wird. Tanken ist irgendwie einfacher, die Preise transparenter und es kann problemlos mit der EC-/Kreditkarte bezahlt werden. So haben auch viele Zuschauer unter meinem Video aus dem August kommentiert, in dem ich die Ladepreise für unsere zwei Elektroautos aufgezeigt habe.
Nun gibt es aus der Elektroauto-Community sogar schon 2 Petitionen gegen den “Preiswucher” der Ladestationsbetreiber (CPOs) und der Ladekarten-Anbieter (MSPs). Doch die aktuellen Zahlen, die in den letzten Wochen veröffentlicht wurden, zeigen einen ganz anderen Trend: Das Elektroauto laden dürfte in 2025 deutlich günstiger werden. Dank dem zunehmenden Wettbewerb und den Rahmendaten geraten die Preise der Anbieter unter Druck. Warum das recht sicher wohl so kommen wird – darum geht es in meinem ersten Video für 2025.
Mehr Wettbewerb macht Elektroauto Laden billiger
Gerade hat die Bundesnetzagentur Zahlen zur Ladeinfrastruktur veröffentlich (Stand 1.1.2024). Danach sind in den ersten 11 Monaten des abgelaufenen Jahres rund 30.000 neue Ladepunkte in Deutschland entstanden. Davon sind rund 10.000 Schnellladepunkte (HPC), an denen also Gleichstrom (DC) mit Ladeleistungen von 150 kW, 300 kW oder 400 kW abgegeben werden kann. Alleine in dieser Kategorie betrug das Wachstum 40% im Vergleich zu 2023.
Der grosse Ausbau zielt auf den Hochlauf der Elektromobilität, der aber noch auf sich warten lässt. Im Moment sind es eher Firmenkunden, die aufgrund der CO₂ Vorgaben Elektroautos einflotten. Privatkunden zögern noch. Hier könnte der Gebrauchtmarkt eine Rolle spielen, denn die ganzen Firmenwagen landen nach 2-3 Jahren als Leasingrückläufer wieder auf dem Hof des Händlers und werden dort mit deutlichen Abschlägen gehandelt, damit sich überhaupt etwas bewegt. Krassestes Beispiel ist aktuell der Porsche Taycan, der nach 3 Jahren über 100.000 Euro an Wert verlieren kann und ab 50.000 Euro gebraucht zu haben ist.
Solange der Hochlauf noch auf sich warten lässt, gibt es also zuviele Ladesäulen für zuwenig Autos. Das wird nicht ohne Folgen für die Preise bleiben
Mehr ÖkoStrom sorgt für stabile und günstige Preise
Der Anteil von erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschland betrug in 2024 über das Jahr gesehen 62% . Schon im 2. und im 3. Quartal lagen die Werte laut statistischem Bundesam bei über 60%. Mit jedem weiteren Ausbau wird der Strommix nicht nur “grüner” sondern auch günstiger und unabhängiger gegen weltpolitische Schwankungen und Einflüsse.
Das dürfte sich mittelfristig auch in weiter sinkenden Energiearbeitspreisen zeigen. Und die könnten an der Ladesäule an die Verbraucher weitergegeben werden – entweder über variable Preismodelle, die sich am Spotmarkt orientieren oder über feste Tarife, wenn der Versorger langfristig mit Preisgarantien eingekauft hat.
Zahlung per Karte und Transparenz dank AFIR
Die EU hat das Problem mit den Ladesäulen ebenfalls erkannt und gibt dem Markt jetzt Regeln, die bis 2027 umzusetzen sind. Grundlage ist die “Verordnung über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe” (AFIR). Hier ist in Artikel 5 schon vieles angelegt, was von den E-Auto-Besitzern lage gefordert wurde, z.B.
- Zahlung per EC-/Kreditkarte
- Transparenz über Preisbildung, Auflistung aller Preisbestandteile um den Preis pro kWh nachvollziehen zu können
- diskriminierungsfreie Roaming-Preise für die Anbieter von Fremdladekarten (MSPs)
- Abrechnung nach geladenen kWh
Die Regelungen der AFIR gelten dabei nicht nur für neue Ladesäulen sondern auch für den Bestand, sofern der z.B. an den europäischen Fernstrassen steht. Für die CPOs macht es auch keinen Sinn, da zu differenzieren. Wenn die Ladesäulen alle gleich ausgestattet sind und mit der selben Software laufen, wird es einfacher.
Für die Bestimmungen der AFIR gilt eine Übergangsfrist bis 2027. Natürlich lassen sich nicht alle Ladesäulen auf Knopfdruck in einer Nacht umbauen. Dazu braucht es tatsächlich eine Baugenehmigung für einen Ladepark. Bestandteil der Baugenehmigung ist auch der genaue Typ der Ladesäule. Mal eben so einen DC Charger vom Typ A gegen einen Typ B austauschen erfordert eine Änderung der Baugenehmigung. Deshalb die Übergangszeit.
Endlich kommt das Durchleitungsmodell
Ein grosses Thema könnte das Durchleitungsmodell werden. Und das geht so : Ein Unternehmen schließt einen Stromvertrag für die Belieferung der Firmenzentrale mit ÖkoStrom ab (gerne natürlich für LichtBlick ÖkoStrom bei uns 😉). Anschließend erhält jeder Mitarbeiter für den Firmenwagen eine Ladekarte, mit der er unterwegs zu dem Energiearbeitspreis, der für die Firma verabredet und eingekauft wurde, an öffentlichen Ladesäulen Strom tanken kann. Der Strom wird im Hintergrund von LichtBlick zwischen den beiden Bilanzkreisen (Firma und Ladenetzwerk) ausgeglichen – der Strom aus der Firma wird bilanziell an die Ladesäule “durchgeleitet”. Die Firma bekommt eine Monatsrechnung zu den bekannten Preise und ist aus dem ganzen Lade-Wirrwar raus.
Klingt zu schön, um wahr zu sein? Nicht ganz. LichtBlick hat mit anderen zusammen, viele Jahre daran gearbeitet, dass dieses “Durchleitungsmodell” jetzt ab 2025 endlich in den Markt kommt. Und LichtBlick wird einer er ersten Anbieter sein, der seinen Kunden entsprechende Ladekarten anbieten kann. Dazu später mehr in einem Extra-Video zu diesem Thema.
Elektroauto-Laden kann billiger werden
Erinnert Ihr Euch noch an die ganzen Vorwahlen, die man früher vor der Telefon-Nummer wählen konnte, um das Gespräch über einen anderen Anbieter zu einem günstigeren Tarif zu führen? Dieses ganze System wurde zum Jahresbeginn abgeschaltet. Der Markt mit den vielen Flatrates und Internet-Telefonie hat dieses umständliches Tarif-Wirrwar überflüssig gemacht. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten 24 Monaten ganz sicher auch bei den Preisen für das Elektroauto-Laden ganz andere Preise und Tarifmodelle sehen werdne, als heute.
Die grossen CPOs wie EnBW, Tesla & Co. eröffnen fast wöchentlich neue Ladeparks. Aral, Shell und jetzt auch JET rüsten auf Ihren Tankstellen Zapfsäulen ab und ersetzen diese durch 400 kW Alpitronic HyperCharger. Egal ob Benzin, Diesel, Erdgas, Wasserstoff oder Strom – Du fährst ganz normal zur nächsten Tanke und füllst dort Dein Auto auf, so wie das immer schon war. Eine Routenplanung brauchst Du im Elektroauto dann wirklich nicht mehr.
Der Markt für das Aufladen von Elektroauto tritt gerade in eine neue Phase ein. Es geht darum, jetzt in einem Milliarden-Business die Claims für die Zukunft abzustecken. Das führt zu Verdrängung, da nicht jeder Anbieter mithalten kann. Bei uns in der Malfeldstrasse auf dem Gelände des Gartencenters von Ehren ist das aktuell schön zu sehen. Nach 3 Allego-Säulen, die dort vor 5 Jahren gebaut wurden, kamen in 2023 sechst HPC von CityWatt dazu. Seit Dezember stehen nun auch noch 12 Alpitronics von EnBW daneben – und schon lädt kaum noch einer bei CityWatt und Allego (meine subjektive Wahrnehmung, wenn ich dort lade).
Wir Verbraucher werden uns das für die nächste Zeit entspannt anschauen können. Der Markt arbeitet da für uns – das Elektroauto laden könnte damit deutlich günstiger werden.
Die beiden Petitionen übrigens halte ich für sinnlos. Zum einen, weil der Staat nicht wie gefordert die Preise im freien Markt regulieren wird. Zum anderen aber weil der Markt sich schneller entwickeln lässt, als die Petitionen bearbeitet werden. Kein Grund also, darüber in der E-Auto Szene Streit anzufangen.
Ich wünsche Euch ein frohes neues Jahr.