Von dem Microlino habe ich schon viel gelesen. Jetzt hatte ich auf der Man’ s World in Hamburg die Gelegenheit für einen ersten Live-Eindruck und einen netten Talk mit Oliver Ouboter, einem der beiden Söhne des Firmengründers.
Der Mann von heute trägt Bart, ist tätowiert, trinkt Bier, Gin oder Whiskey und hat in seinem Messenger Bag neben dem MacBook Pro auch ein handgemachtes Allzweck-Messer dabei. Wer diesem Hipster-Klischee nacheifert, der kam am vergangenen Wochenende auf der Man’ s World in der Hamburger Fischauktionshalle voll auf seine Kosten.
Geboten wurde gutes Essen, dazu die passenden Getränke sowie allerhand Ambiente und Lifestyle Accessoires, Ledertaschen, Kleidung, Bartpflege – und eben auch stylische Fortbewegungsmittel. Dazu gehört anscheinend auch der Microlino.
Vom Kickboard zum Elektroauto
Hinter dem Microlino steckt die Firma Micro Mobility Systems AG aus der Schweiz. Micro produziert hochwertige, faltbare Kickboards und Roller. Das sind nicht nur Roller für den Schulweg der Kinder sondern mittlerweile echte Lifestyle Produkte für Erwachsene.
Am Anfang stand die Idee des Firmengründers Wim Ouboter, schneller zu seiner Lieblings-Wurstbude zu kommen. Wer möchte, kann die spannende Firmenhistorie hier nachlesen.
Die Idee zum Microlino kam Herrn Ouboter wohl bei einer TV Sendung über die BMW Isetta. Zuerst war es nur die Idee, eine Isetta auf E-Antrieb umzurüsten. Daraus entstand die Konstruktion eines komplett neuen Fahrzeuges – mit zeitgemäßem Look, Technik und Elektroantrieb.
Microlino Prototyp
Anders als Sono Motors startet Micro erst einmal mit einem handgefertigten Versuchträger, um das Konzept zu visualisieren und erlebbar zumachen. Genau dieses Exemplar stand auf der Messe in Hamburg und tourt zu verschiedenen Veranstaltungen in Europa. Das finale Serienmodell wird mit dem Prototypen nachher wenig gemein haben. So gibt es im Prototypen noch kein wirkliches Dashboard und auch die Fahrwerksmechanik nimmt zu viel Platz im Innenraum ein. Das wird sich bei der nächsten Entwicklungsstufe deutlich ändern.
Als nächster Schritt ist ein Prototyp geplant, der schon zu ca. 90% der Serienversion entsprechen wird. Der wird dann zumindest mit einem Überführungskennzeichen im öffentlichen Strassenverkehr fahrbar sein. Die Präsentation des Prototypen in Zürich und erste Probefahrten sollen für Ende des Jahres geplant sein. Den Termin habe ich mir notiert und vielleicht klappt es ja mit einem Termin in der Schweiz.
Ein Konzept aus den 50igern als Antwort auf die Mobilität der 2000er ?
Die Ur-Isetta war Produkt der Wirschaftswunder-Zeit. Wenig Geld, kaum Rohstoffe und fahrbar mit einem Motorradführerschein – das war die Nische für die Isetta. Der italienische Fabrikant, von dem BMW die Lizenz erwarb, hat auch schon mal Kühlschränke hergestellt. Daher die Fronttür mit Griff.
Dieses, aus einer gewissen Not entstandene Konzept wieder herauszuholen und als Mobilitätslösung für die Metropolen der Welt von heute aufzuarbeiten – das erfordert einen gewissen Mut, den ich an der Familie Ouboter bewundere. Die Bestellungen, die auch in Hamburg für den Microlino eingegangen sind, scheinen ihnen Recht zu geben.
Technische Daten zum Microlino
- Leichtelektromobil der Klasse L7e (wie z.B. Renault Twizzy), keine Helmpflicht, aber Anschnallpflicht, Crashtests sind nicht vorgeschrieben
- 2 Batteriegrössen geplant: 8 kWh (120 km max Reichweite) und 14,4 kWh (215 km max Reichweite)
- 0 – 50 km/h in 5 Sek
- Höchstgeschwindigkeit 90 km/h
- Leistung 15 kW
- Drehmoment 110 Nm
- 2 Sitzplätze und 300l Kofferraum
- geplanter Preis zum Start: ab 12.000 Euro ( mit 8 kWh Akku )