Mein Sohn Ben und ich fahren beide Elektroautos. Überwiegend laden wir zuhause und wenn möglich mit dem Strom der eigenen PV Anlage. Aber manchmal geht es nicht anders, dann muss auf längeren Strecken unterwegs geladen werden.
Seit ein paar Monaten stelle ich fest, dass sich die Kosten für das DC Laden unterwegs deutlich erhöht haben. Deshalb bin ich heute einmal eingestiegen in die Welt der Ladekarten und Tarife. Und jetzt weiß ich auch, warum wir so viel Geld für das Laden in den letzten Wochen gezahlt haben, wo das Problem liegt und welchen Fehler wir gemacht haben.
Elektroauto laden – Rechnung von über 300 Euro
Ja – richtig gelesen. Spitzenreiter der letzten Wochen in unserer Buchhaltung ist eine Rechnung von EnBW mit mehr als 300 Euro Stromkosten für das Aufladen unserer 2 Elektroautos. Zugegeben sind damit auch 18 verschiedene Ladevorgänge erfasst. Trotzdem sind die mit bis zu 79 ct/kWh bepreist. Grund genug, mir das einmal näher anzuschauen. Wo haben wir hier einen Fehler gemacht? Welcher Tarif wäre optimal und was können wir an unserem Ladeverhalten ändern, um Kosten zu sparen?
Die Basics: Was verbirgt sich hinter den Betriffen CPO, MSP und Roaming
Bevor es losgeht kläre ich im Video erstmal die Begriffe, die mir bei der Recherche immer wieder begegnen. Die Betreiber der Ladesäule sind die Charge-Point-Operator (CPO). Diese geben die Ladetarife vor. Damit man nicht bei jedem Ladesäulenbetreiber ein eigenes Vertragsverhältnis abschließen muss, gibt es 2 Regelungen: Roaming und adhoc laden.
Das Roaming kennen wir alle aus dem Mobilfunk. Und genau so kann man jetzt mit der Ladekarte von Anbieter A auch an der Ladesäule von Anbieter B laden. Für den Mobilfunk hat die EU mittlerweile einheitliche Regeln festgelegt. Für das Ladesäulen-Roaming fehlen diese noch, sodass eine WildWest Manier entstanden ist. Zu der Roaming-Falle kommen wir später noch.
Das adhoc-Laden ist das, was wir letztlich von der Tankstelle kennen. Einfach Tanken und mit der Kreditkarte/EC-Karte bezahlen. Warum muss E-Auto laden so kompliziert sein, wenn es auch einfach geht?
Vergleich der Tarife: Wo laden wir wie am günstigsten?
Für die Recherche habe ich mir angeschaut, bei welchen Ladeanbietern wir so in den letzten Monaten geladen haben bzw. regelmäßig laden. Das sind – in alphabetischer Reihenfolge – vor allem Allego (bedingt auch durch das Fisker Charging Angebot), Aral Pulse, City Watt, E.ON Drive, EnBW, EWE Go, Ionity, Tesla und die AC Ladesäulen in Hamburg, Düsseldorf und Dresden.
Und für genau die Anbieter habe ich das einmal durchgespielt, was passiert, wenn wir eine unserer Ladekarten dort nutzen – mit erstaunlichen Ergebnissen. Mehr dazu im Video.
Ist ad hoc laden wirklich so teuer?
Überrascht haben mich tatsächlich die Preise für das adhoc-laden. Das galt – zumindest in meiner Wahrnehmung – bisher immer als sehr teuer und eher die letzte Möglichkeit, falls alle anderen Ladekarten versagen. Tatsächlich ist aber im Vergleich die Ladung mit EC-/Kreditkarte häufig günstiger als die Ladekarte eines Roaming Partners zu nutzen.
Grund dafür ist die Preiskalkulation der CPOs, die Wettbewerbern einen B2B Preis anbieten, den sie wohl auch für das adhoc laden definieren. Da der Roaming-Partner ja noch etwas daran verdienen möchte, muss er auf den B2B Preis noch eine seine Marge aufschlagen.
Wie vermeide ich die teure Roaming-Falle?
Und damit sind wir dann auch schon beim Roaming angekommen – der Ursache für unsere hohen Ladekosten. Nach dem Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt jetzt der Kampf um Marktanteile, Stammkunden und Auslastung der Ladepunkte. Die CPOs versuchen mit Loyalitäts-Programmen und günstigen Preisen, Elektroauto-Fahrer an sich zu binden. Gleichzeitig machen sie das Roaming teurer, um den Wettbewerb auszubremsen. Es ist Zeit, dass die EU hier einschreitet, wie sie es auch im Mobilfunk getan hat.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass es im Moment am günstigsten ist, die jeweilige Ladekarte/APP des CPOs zu nutzen und möglichst das Roaming zu vermeiden. Damit sind wir wieder in 2018 angekommen, wo man 10 oder mehr Ladekarten im Auto hatte. Alternativ dazu dann eher adhoc laden.
Viele E-Auto-Fahrer haben sich daher für einen oder maximal 2 Anbieter entschieden, bei dem sie einen Tarif mit monatlicher Grundgebühr abgeschlossen haben. Das sind dann meistens Tesla, EnBW oder IONITY mit den neuen Passport Tarifen. Solange man sich unterwegs auf genau diese Anbieter limitiert, kann das auch eine Lösung sein.
Tabellarische Übersicht aller für uns relevanten Ladekartenanbieter
Das Ergebnis meiner kleinen Recherche ist in dieser Übersicht zusammen gefasst. Im oberen Teil habe ich in einer Tabelle notiert, was eine Kilowattstunde laut App des jeweiligen Anbieters (MSP-Karte) an einer Ladestation eines CPO – Charge Point Operator kostet. Stand der Recherche ist der 20.08.2024. Disclaimer: Ich übernehme trotz sorgfältiger Recherche an dieser Stelle keine Haftung oder Gewähr für die hier angezeigten Preise.
Im unteren Teil habe ich für eine Ladung z.B. mit 45 kWh einmal die Preise ausgerechnet. Die teuerste Kombi gegenüber der günstigsten und die Differenz dazwischen.