Ein französischer Löwe hat mich zehn Tage begleitet: Der Peugeot E-3008 GT. Zeit für eine Abrechnung. Was überzeugt, was nervt – und für wen ist dieses SUV die richtige Wahl?
Ein Fastback mit Showeffekt
Mit 4,54 m Länge, 1,90 m Breite (ohne Spiegel) und 1,64 m Höhe trifft der E-3008 genau die kompakte SUV-Kragenweite, nach der im Moment wohl so viele Kunden verlangen. Er wirkt von der Seite etwas gedrungen, steht aber selbstbewusst da. Die Lichtsignatur mit den dreifach „Krallen“ vorn ist ein echter Eyecatcher, die Rückleuchten passen dazu.
Das abgehackt wirkende Heck polarisiert trotz schwarzem Hochglanz, grauer Spange und einem echten Luftkanal/Flügel unterm Spoiler. Das geht auch nur, weil der e3008 keinen Heckscheibenwischer hat.
Praktisch: Die dreigeteilt umklappbare Rückbank in Kombination mit einem variablen Ladeboden und eine tiefe Wanne unterm Kofferraumboden (beim Fronttriebler) bieten ausreichend Stauraum. Die Taster für die Heckklappe sitzt etwas fummelig – die Klappe lässt sich aber auch per Fernbedienung öffnen. Was mich erfreut hat ist das optionale Glas-Schiebedach. So etwas ist wirklich selten geworden bei E-Autos und hier ein echtes Plus.
Innenraum & Bedienung: Bühne frei fürs 21-Zoll-Curved-Display
Drinnen spielt der E-3008 seine Stärken aus: Die Materialien über Gürtelhöhe wirken wertig, die Ambientebeleuchtung inszeniert ein modernes Cockpit. Highlight ist das 21-Zoll-Curved-Display, das hoch positioniert ist und somit das klassiche Tacho-Display und das HeadUpDisplay quais kombiniert. Damit das „über-dem-Lenkrad-Blicken“ klappt, muss das kleine Lenkrad jedoch sehr tief eingestellt werden – sonst schneidet es ins Sichtfeld. Damit kommt nicht jeder klar – ich brauchte auch etwas Eingewöhnungszeit.
Mein Testwagen mit der GT Austattung verfügte neben dem 21″ Display auch über sogenante i-Toggles (frei belegbare Touch-Tasten). 10 Funktionstasten auf 2 Ebenen können mit allem belegt werden, was die Fahrt angenehm macht, z.B. eine Adresse im Navi, einem Radiosender, einem Telefonkontakt… Als BMW Fahrer kennt man dass – dort waren es früher 8 feste Tasten.
Einige Bedienelemente kennt man so auch von anderen Stellantis Modellen wie z.B. der klare Fahrwahlschalter. Kritisch sehe ich die Mittelkonsole (viel Masse, wenig Mehrwert) sowie die Klimabedienung in Kombination mit Apple CarPlay: Ist CarPlay aktiv, sind Temperaturänderungen zu umständlich.
Die Sitze mit Ergo-Unterstützung, sind bequem auch auf längeren Strecken. Eine Empfehlung ist für mich auch die Focal-Soundanlage, die aufpreispflichtig ist.
Peugeot 3008 GT – Überraschung oder Enttäuschung?
Technik & Fahren: Vernunft-Setup, kein Lade-Champion
Mein Testwagen war ein Peugeot e3008 GT mit Frontantrieb, 73-kWh-Batterie, 157 kW/213 PS, 0–100 in 8,8 s, bei 170 km/h abgeregelt. Bestellbar wäre auch eine reichweitenstärkere Long-Range-Variante (~96 kWh) sowie eine Performance-Version mit Allrad, die dann aber nur die kleinere Batterie hat.
Auf der Straße fährt der E-3008 straffer als erwartet, ohne unkomfortabel zu werden. In schnelleren Kreiseln spürt man Antriebseinflüsse an der Vorderachse – sportlich ist er nicht, aber stabil und überraschend leise auf der Autobahn. Die Assistenz (Abstand + Spur) arbeitet solide, mit aktiviertem Drive Assist bleibt das Auto für mich aber zu weit links in der Spur, womit sich kein wirklich entspanntes Gefühl auf der Autobahn einstellt.
Verbrauch: WLTP etwas über 500 km; in meinem Mix lag ich bei ~20 kWh/100 km, real also 300+ km praxisnah. DC-Laden: Peugeot kommuniziert 20→80 % in ca. 30 Minuten; der Peak soll bis 160 kW erreichen, in meinem Test stieg die Kurve nach zähem Start bis ~126 kW. Unterm Strich: kein Lade-Rekordhalter – wer oft Langstrecke fährt, sollte das einkalkulieren.
Preise & Fazit: Für Design-Fans mit Alltagsfokus
Los geht’s beim E-3008 ab 48.750 € (Front, 73-kWh, Allure). In GT-Konfiguration mit Komfort-, Sound- und Assistenz-Paketen plus Schiebedach klettert der Preis über 60.000 €. Anhängerkupplung (bis 1,2 t gebremst) ist optional.
Mein Fazit: Der E-3008 ist kein Sprint- noch Kurven-Wunder, aber ein charismatischer Alltagskönner. Viel Stil, gutes Raumkonzept, sehr angenehmes Fahren und ein Cockpit mit Showfaktor machen das „französische“ Fahrgefühl aus. Wer hauptsächlich täglich pendelt, Wochenendtouren fährt und Wert auf Design und einen Wohlfühl-Innenraum legt, bekommt hier etwas Besonderes, das man nicht so häufig auf der Strasse sieht. Für Vielfahrer mit Fokus auf Ultra-Schnellladen sind 800-Volt-Konzepte (und mancher Chinese) derzeit schlagkräftiger.
Der Peugeot e3008 – ein Wow-Löwe im Alltag – solange man seine Langstrecken-Pausen entspannt nimmt.